14.11.2011

Der Start in die Selbständigkeit

Knapp 10 Monate ist es her, dass ich mich in die Selbständigkeit aufgemacht habe. Seit meinem Auftakt bei Qype ist einiges passiert; Seitdem hatte ich einen One-Night-Stand mit DatingCafe.de und eine mehrmonatige Sommerpause, in der ich mich endlich mal ausgiebig mit meinen eigenen Projekten beschäftigen konnte. Im Moment arbeite ich für AKRA bei Wer liefert was? und helfe dort bei der Migration der veralteten Java Plattform auf ein frisches Rails Projekt.

Es war für mich eine große Hilfe, dass ich mich in der Zeit vor meiner Selbständigkeit viel in der Rails Community und bei allerlei anderen Stammtischen, Usergroups und Konferenzen herum getrieben habe. Alle meine Projekte habe ich über persönliche Kontakte aquiriert, Personaldienstleister kann man meiner Meinung nach vergessen. Sie versprechen viel und halten wenig, sind darüber hinaus auch bei potentiellen Projekt-Verantwortlichen (und bei mir) ungefähr so beliebt wie ein Hundehaufen!

Ich hatte mich natürlich im Vorfeld schlau gemacht und mir den Gründungszuschuss gesichert, der einem für die ersten 9 Monate Unterstützung in Höhe des Arbeitslosengeldes gewährt und in den darauf folgenden 6 Monaten noch einen Zuschuss für die Zahlung der Krankenversicherung zubilligt. Leider hat sich Vater Staat entschieden diese Förderung drastisch zu reduzieren. Ab dem 1. November wird die Unterstützung reduziert und außerdem wird der gesetzliche Anspruch an die Förderung abgeschafft. Damit ist jeder Antrag auf Förderung nun im Ermessensspielraum der ARGE-Mitarbeiter...

Aufgrund dieser Änderungen gehe ich davon aus, dass zukünftige Antragsteller es nicht so einfach haben werden, wie ich noch Anfang des Jahres. Nachdem ich den 1. Tag arbeitslos war, habe ich damals den Antrag auf Gründungszuschuss gestellt. Dafür wurde ich auf einen Gesprächstermin mit meiner Sachbearbeiterin zur ARGE eingeladen. Dort wurden mir die Anforderungen zur Stellung des Antrags nochmals erklärt, die wichtigsten Infos wusste ich natürlich schon aus dem Netz, einigen Gesprächen mit anderen Selbständigen und dem Praxisbuch für Freiberufler.

Da ich mich als Software Entwickler selbständig machen wollte und ein Diplom als Informatiker sowie mehrjährige Erfahrung in großen und kleinen Unternehmen sammeln konnte, war der Fall für mich im Vorhinein schon klar. Ich hatte einen gesetzlichen Anspruch auf Förderung. Ob das mit den neuesten Änderungen immer noch so klar sein würde bezweifle ich allerdings!

Von meiner ARGE-Uschi habe ich dann knapp 4 Wochen Zeit für die Vorbereitung meiner Unterlagen bekommen. In diesem Zeitraum musste ich ein schlüssiges Konzept, einen Businessplan sowie eine Umsatz und Rentabilitätsvorschau erstellen und diese von einer "fachkundige Stelle" absegnen lassen. Diese Institution ist für die meisten Branchen klar definiert, Architekten gehen zum Beispiel zu ihrer Kammer. Software Entwickler hingegen haben so etwas nicht. Deshalb war es bis dahin gängig alle Dokumente von einem Steuerberater prüfen zu lassen. Ich habe jedoch aus Gesprächen mit anderen Freelancern erfahren, dass sie "gezwungen wurden" ihre Dokumente vom gruendungszuschuss.de abzusichern. Bei mir war dies zum Glück nicht der Fall und ich war richtig Froh, dass ich mit Bernd von der Kanzlei PJW einen guten Partner gefunden habe, der mich auch auf Augenhöhe berät.

Für das Erstellen von Businessplänen etc gibt es im Netz einige Resourcen. Sogar das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat einen eigenen Wizzard, der einem bei der Erstellung helfen soll. Da ich allerdings viel zu Faul war um mich durch so einen kram durch zu klicken und ich vorher noch nie einen Businessplan geschrieben hatte, war für mich eine im Netz erhältliche Vorlage der Ideale weg. Für ein paar Kröten bekommt man eine mehrseite Word-Vorlage mit entsprechenden Umsatzzahlen etc. Da alle meine Annahmen sowieso nur auf einem vagen Bauchgefühl beruhten und ein wenig mit den Erfahrungen anderer Freelancer gewürzt wurde, fand ich auch nichts verwerfliches daran solche Hilfe in Anspruch zu nehmen. So sieht dann eine Rentabilitätsvorschau und ein Businessplan aus, wobei ich retrospektiv betrachtet relativ gut geraten habe :)

Da die 1. Phase meines Gründungszuschuss nun ausläuft habe ich gerade die Verlängerung beantragt. Hierfür muss man sich nur an die ARGE wenden, die einem dann innerhalb weniger Wochen(!) einen Antrag auf Verlängerung zuschickt. Damit einem diese gewährt wird, muss man nachweisen, dass man sich in den letzten Monaten wacker geschlagen hat und auch für die nächsten Monate eine Auslastung in Vollzeit haben wird. Es wird sich zeigen, ob meine stümperhaft zusammenkopierten Unterlagen dafür ausreichen werden.

== UPDATE ==

Mit sofortiger Wirkung wird die 2. Phase meines Gründungszuschuss bewilligt und ich erhalte nun für die nächsten 6 Monate eine Unterstützung zur Zahlung meiner Versicherungen in Höhe von 300€. Dafür hat es sich doch auch geloht mal (vergebens) zur ARGE zu radeln und nach dem Stand der Dinge zu fragen.

Für das nächste Jahr sind also alle Zeichen auf Grün, da auch mein derzeitiges Projekt bis Juni verlängert wurde.

Heute habe ich auch durch Zufall noch einen netten Stundensatz Kalkulator gefunden.